Pressetext zur Uraufführung

Chor und Bläser in der Markuskirche zu Stuttgart

Eine Uraufführung der besonderen Art bewegte am Samstag, den 6. Juni 2015, in der Markuskirche in Stuttgart weit über 500 Besucher des 35. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Aus der erprobten und bewährten Feder des Komponisten Reinhard Gramm (Landesposaunenwart Stade) kam an diesem heißen Tag ein Werk zu Gehör, welches dem Kirchentags-Publikum einiges abverlangte.

„Anne – damit wir klug werden! Das kurze Leben der Anne Frank“ lautete der Titel des Brassoratoriums, das mit freundlicher Genehmigung des Anne-Frank-Fonds, Basel, von über 100 Mitwirkenden aufgeführt wurde.

Die Texte von Marita Gramm verbanden Streiflichter aus dieser so dunklen Zeit deutscher Geschichte mit Original-Auszügen aus Anne Franks Tagebuch, Augenzeugen- und Zeitzeugenberichten.

Dieser erzählende Part wurde mit einer Eindringlichkeit von Christine Mühler, Itzehoe, vorgetragen, die ihren leidenschaftlichen Gegenpart in der Stimme der 14jährigen Gymnasiastin Kim von Hein, Wischhafen, fand – welche die Tagebucheinträge von Anne Frank las.

Das b-team Itzehoe, bestehend aus Bläsern von beiden Seiten der Elbe und darüber hinaus, und der Projektchor mit Sängerinnen und Sängern aus ganz Deutschland und Lettland setzten unter der einfühlsamen Leitung ihres Dirigenten Knut Petscheleit die vielfältigen Musikstücke sehr emotional um.

Die ganze hochkonzentrierte Kraft der Musik und der Texte übertrug sich im Laufe des Konzertes auf die Zuhörer.

Ergänzt durch Bilder des Zeitgeschehens, Orte und Personen um Anne Frank, hatten die Konzertbesucher einen Eindruck zu verarbeiten, der durch seine traurige Realität und das gleichzeitige Anmahnen an das Erinnern das diesjährige Kirchentagsmotto: „damit wir klug werden!“ nahezu perfekt umsetzte.

Es war daher nicht verwunderlich, dass sich die Besucher zum Ende des Stückes, als die Sterbedaten der Menschen um Anne Frank verlesen wurden, fast wie von selbst von ihren Plätzen erhoben. Nach dem letzten bewegenden Lied mit dem Titel „Ich sehn mich so …“ sah man so manche Träne fließen und es senkte sich eine bewegende Stille auf die große Kirche hinab, die fast greifbar war. Erst nach einer ganzen Weile löste sich die Spannung dann in einem verdienten Applaus. Nach einer wohlgewählten Zugabe, die zum Mitsingen einlud, durften sich die Zuhörer beim Hinausgehen einen kleinen Stein mitnehmen, auf dem schlicht „Anne“ stand.

„Anne – damit wir klug werden!“ – dieses aufwühlende Stück beweist, dass man dem Zuschauer auch ein so trauriges und ernstes Thema nahebringen kann, wenn es von so beeindruckender Musik getragen und so sensibel umgesetzt wird. Ein herausragendes Ereignis auf dem diesjährigen Kirchentag in Stuttgart.

Text von Brigitte Müller, Juni 2015
Foto von Dorothee Luka, Juni 2015

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